2. Pfarrkirche St. Laurentius

2. Pfarrkirche St. Laurentius

die St. Laurentiuskirche in Clarholz  - ein Bauwerk des Mittelalters

Bauwerk des Mittelalters. Die Prämonstratenser haben sie im 12. Jhdt. in romanischen Formen geschaffen und im 14. Jhdt. zur gotischen Hallenkirche umgebaut.

Nach der Stiftung des Klosters durch Rudolf von Steinfurt 1133/34 bauten die aus Cappenberg gekommenen Prämonstratenser etwa 40 Jahre lang an ihrer Kirche: einer romanischen Basilika und – ohne den Chor – bereits in den heutigen Ausmaßen. Komplett erhalten ist die älteste Bausubstanz im Querhaus der Kirche mit Rundbogenfenstern und Apsiden sowie im Westbau, einem von wenigen Schlitzöffnungen durchbrochenen Riegel. Vor 1350 wurde die Basilika zur gotischen Hallenkirche umgebaut. Man stockte die Seitenschiffe auf, verstärkte sie durch Strebepfeiler und überwölbte Lang- und Querhaus zu einem einzigen Raum. An die Stelle der abgebrochenen romanischen Hauptapsis trat ein gotischer Chorraum mit hochstrebenden Fenstern. Die im 12. Jhdt. gebaute Clarholzer Klosterkirche ist das älteste bestehende Gebäude im Kreis Gütersloh.

 

Noch heute kann man Ursprünge der Kirche aus der Romanik sowie gotische und spätgotische Einflüsse am Bauwerk erkennen.

Zum Baumaterial: Die sorgfältig bearbeiteten Eckquader stammen aus dem Osning, einzelne auch aus dem Eggegebirge; das roh behauene Mauerwerk kommt von den Stromberger Höhen und aus Ostenfelder Steinbrüchen.

In die nördliche Schmalseite des Westbaus ist eine ursprünglich freistehende Kreuzigungsgruppe aus Baumberger Sandstein (um 1530) eingelassen. Die Giebelnische des gotischen Hauptportals birgt eine schöne Marienstatue mit Kind (um 1350). Rechts daneben sieht man noch den Ansatz des alten romanischen Portals. Von ihm stammen die beiden als Türzieher dienenden Löwenköpfe mit Ringen (12. Jahrhundert).

Die strenge und konsequente Theologie der frühen Prämonstratenser hat die Architektur der Kirche in besonderer Weise geformt. Patronin des Klosters und des ganzen Prämonstratenserordens war und ist die Gottesmutter Maria. Patrone der Clarholzer Kirche sind zwei Heilige des frühen Christentums: Laurentius und Katharina. Beide sind Märtyrer. Sie repräsentieren die lateinische Kirche des Westens und die orthodoxen Kirchen des Ostens: Der römische Diakon Laurentius ergriff die Option für die Armen und starb um der Gerechtigkeit willen; Katharina, die gelehrte Frau aus Alexandrien, zog aufgrund ihrer Weisheit den Zorn ihrer Verfolger auf sich.

„Dass Dorff Clarholtz hat eine schöne grosse Kirche, schönes Orgel/, mit herrlichen Glocken, so den Wetzlarern nichts nachgeben...“. Diese Schilderung findet sich in einer Beschreibung der Herrschaft Rheda, welche sich um 1693/95 die Grafen von Salms­Braunfels erstellen ließen, weil sie damals den Erwerb des Landes im Rahmen von Erbstreitigkeiten mit den Grafen zu Bentheim­Tecklenburg in Betracht zogen. Der Vergleich des Clarholzer Geläuts galt dem des Wetzlarer Domes; Wetzlar war immerhin Reichsstadt und damals gerade Sitz des höchsten Reichsgerichtes geworden. Vier Glocken des Geläuts aus der Klosterzeit sind bekannt; zwei von ihnen sind erhalten, darunter die älteste: die Angelus­Glocke aus dem Jahre 1320. Sie hat ein Gewicht von 269 kg, misst im Durchmesser

69 cm und klingt im Ton g". Vor der Jahreszahl trägt sie die Inschrift: H percrucis hoc signum fugiat procul omne malignum. Anno Domini MCCCXX+“, „Durch dieses Zeichen des Kreuzes möge alles Unheil weit entfliehen. Im Jahre des Herrn 1320“. Die Inschrift gibt zu erkennen, dass den Glocken Kräfte zur Abwehr der Dämonen und der Blitze zugeschrieben wurden; die neben der Inschrift angebrachten Kreuze waren kein bloßer Zierrat, sondern dienten als Bannzeichen gegen das Böse.

Die Annen-Glocke aus dem Jahre 1719 misst im Durchmesser 1,03 m, wiegt 520 kg und klingt im Ton g: Sie ist mit vorzüglichen barocken Ornamenten geschmückt; am oberen Rand befindet sich ein breites Zierband aus schönen stilisierten Lilien. Darunter folgt eine zweizeilige Inschrift in 3 cm großer Antiqua: „anna, pia mater. ave, cujus nomen est, ave anna, sonat gratiam. anno mdccxviiii. r(everendissi)mus et perillustris d(ominus) e/bertus de kuke/sheim ex gronenberg hujus ecc/esiae praepositus“, „Anna, fromme Mutter, sei gegrüßt. Deren Name ist: ,Sei gegrüßt. Anna', die kündet Gnade. Im Jahre 1719. Der Ehrwürdigste und Vornehme Herr Elbert von Kückelsheim zu Grönenberg, dieser Kirche Propst.“ Die Annen-Glocke schmückt zudem ein 15 cm hohes Wappengehänge mit vier Engelsköpfen; rechts und links befinden sich Plaketten mit Strahlenkranz und den Buchstaben des Namens Jesu „IHS“ samt einem weiteren Engelskopf, alles in hervorragender Gussausführung. Gegossen wurde sie von Bernhard Wilhelm Stuhle in Münster, übrigens mit einer weiteren, nicht erhaltenen Glocke und unter Ein­schmelzung einer gebrochenen älteren Glocke, die den Namen des hl. Georg trug. Als „Schweigeglocke“ läutet diese Glocke allabendlich  um 21 Uhr wie in der Klosterzeit zur Komplet, zum Nachtgebet der Kirche.