Von 1175 bis
1880 „Gottesacker“ (Kirchhof, Friedhof) der Gemeinde Clarholz, Teil der
Klosteranlage
Im Jahre
1175 weihte Bischof Arnold von Osnabrück die von den Prämonstratensern in
Clarholz gebaute Klosterkirche St. Laurentius und verlieh ihr zudem die Rechte
einer Pfarrei. Weil neben Taufe und Eheschließung auch die Begräbnisfeier der
Christen in der Regel in der eigenen Pfarrkirche stattfindet, wurde auf deren
Nordseite ein Bestattungsplatz angelegt, der „Kirchhof“. Von Linden bestanden,
ist er ein Ort der Stille und des Gedenkens. Unweit des Marienbrunnens erinnern
einige Grabsteine vor dem Chor der Kirche daran, dass hier über 700 Jahre lang
(bis 1880) die Toten des Kirchspiels beigesetzt wurden. Die Kirchengemeinde
gedenkt ihrer während jeder heiligen Messe.

Das
Besondere des Kirchplatzes in Clarholz – er liegt innerhalb einer ursprünglich
von allen Seiten von einer Gräfte umschlossenen Klosteranlage – wird im
Vergleich mit den benachbarten Klöstern in Marienfeld und Herzebrock deutlich.
Die Marienfelder Kirche wurde erst 1804, also nach der Aufhebung des Klosters,
Pfarrkirche. Deshalb gab es hier vorher keinen Gemeindefriedhof. Der Kirche ist
der große Wirtschaftshof des Klosters vorgelagert. Umgekehrt stellt sich der
Kirchplatz in Herzebrock als typischer altwestfälischer Kirchhof dar. Die
Gebäude des Klosters liegen fast versteckt nördlich der Kirche, sie prägen den
Kirchplatz kaum mit. Das liegt daran, dass hier die Pfarrei bis zum Ende des
Mittelalters vom Kloster unabhängig war und diesem erst 1475, nach dessen
Anschluss an die „Bursfelder Reform“, unterstellt wurde.
Weil die
Prämonstratenser keine von der Welt abgekehrten Mönche, sondern ein der Welt
zugewandter Orden waren und die Seelsorge der Menschen suchten, war in Clarholz
dieser Rechtsstatus schon drei Jahrhunderte früher gegeben: die Pfarrei war dem
Kloster „inkorporiert“ – so der Begriff des Kirchenrechts. Die
unterschiedlichen Rechtsverhältnisse in den drei Orten finden in den
voneinander abweichenden baulichen Gestaltungen ihren Ausdruck.
Nachdem seit
1880 auf dem Kirchhof keine Bestattungen mehr erfolgten, errichtete die
Gemeinde nach dem Ersten Weltkrieg mitten auf dem ehemaligen Gräberfeld einen
Obelisk als Kriegerehrenmal. 1954, während der Debatte um die Wiederbewaffnung
Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg, wurde es abgebrochen. Damals fand man
die heutige Lösung: Die bis dahin unmittelbar neben dem Hauptportal an die
Kirche stoßende Klausurmauer wurde um ca. 8 m nach Süden verlegt und so ein Durchgang
zum Konventshaus ermöglicht. In die neue, niedrigere Mauer fügte man eine
Nische ein. Sie nahm eine von Wilhelm Tophinke (1892-1961) gearbeitete
Bronzefigur des Kirchenpatrons Laurentius auf, der während der
Christenverfolgung unter Kaiser Valerian im Jahre 258 in Rom ums Leben kam.
Eine Schrifttafel darunter mahnt: „Nicht Gewalt, nur die sich opfernde Liebe
schafft Frieden.“ Ein weiterer, in den Boden eingelassener Gedenkstein erinnert
an die Opfer der nationalsozialistischen Diktatur, zu denen der Clarholzer
Theologiestudent Ernst Kuhlmann (1916-1940) zählt.